Was ist eigentlich Angst? Und was hat sie mit Pilates zu tun?

Angst ist die zukünftige Projektion eines möglichen, unvermeidlichen Szenarios. Es ist aber nur eine Definition, es gibt natürlich unendlich viele Beschreibungen. Es ist auf jeden Fall ein Grundgefühl, das jeder kennt und das auch beim Überleben eine sehr wichtige Rolle spielt: Es aktiviert in Gefahrensituationen unser Kampf-oder-Flucht Verhalten, damit wir nicht einfach blöd dastehen und zulassen, dass der Säbelzahntiger uns verspeist…

Es gibt verschiedene Ängste und Phobien: Eine Art ist die sogenannte Kinesiophobie. Es heißt, dass man Angst hat, während der (sportlichen) Bewegung eine Verletzung oder jegliche Schmerzen zu erleiden. Man kann auch vor gewissen Bewegungen und Übungen, beziehungsweise davor Angst haben, dass während des Trainings etwas unerwartet Peinliches passiert und man verurteilt oder ausgelacht wird.

Jeder, der schon einmal verletzt war, kennt das Gefühl, dass man danach den betroffenen Körperteil einfach nicht mehr trainiert und schont (auch dann, wenn er eigentlich schon geheilt ist), weil man Angst vor weiteren oder erneuten Schmerzen hat. Es ist unglaublich schwer damit aufzuhören, dass man einfache Bewegungen als schwer, herausfordernd, sogar gefährlich empfindet und sie lieber vermeidet. Nicht dass etwas passiert!

Dazu kommt auch noch die Tatsache, dass Menschen die ersten negativen Erfahrungen oft in der Kindheit schon sportbezogen erlebt haben, also die Angst ist nicht unbedingt deswegen da, weil man sich verletzen könnte, sondern weil man meint: Man versagt, macht etwas ungeschickt oder man wird verurteilt und tollpatschig genannt.
Und noch was… Ohne dass wir jetzt sehr detailliert die Anatomie der Angst und die komplizierten Prozesse im Hirn anschauen: Die Signale der Angst sausen fünfmal so schnell, wie alle anderen (eigentlich verständlich: es könnte ja um Leben oder Tod gehen) und unser Hirn kodiert schlimme Erinnerungen viel schneller, als die Guten… Und so sollte man keine Angst vor einmal schief gelaufenen Übungen oder vorm Fallen kriegen? Ja! HAHA!

Der Schlüssel ist: Sich der Angst zu stellen, sie zu benennen, in kleinen Schritten zu arbeiten, so hat man regelmäßig kleine Erfolgserlebnisse und freut sich auf die nächste Herausforderung; und man kann sich ruhig vorstellen, was im schlimmsten Fall passieren kann und wenn man da einen Plan hat, eine Strategie, wie man aus diesem Szenario rauskommen kann, dann nimmt es auch die Angst.

Zum Beispiel: Man trainiert den Handstand, hat aber Angst, was passiert, wenn man die Balance verliert und nach hinten kippt. Man soll dann nicht sofort im freien Raum üben, sondern an der Wand, weil es so gar nicht möglich ist, unkontrolliert nach hinten zu fallen… usw…
Ähnliche Tipps und aufbauende Schritte zur Beherrschung schwieriger Reformer Übungen wurden im Workshop auch analysiert und ich freue mich darauf, wenn ich das Gelernte in den zukünftigen Stunden einbauen kann. Wir sehen uns!

(Es war ein online Workshop auf pilatesanytime.com. Mariska Breland ist eine Pilates Trainerin aus Washington, sie wurde im Jahr 2002 mit MS diagnostiziert und sie widmet sich dem Thema Neurorehabilitation mit Pilates.)